Montag, 31. Dezember 2012

Flash in the City

41 Leute brauchten wir für unseren Flashmob. Zum Plakate halten. Zum Flyer verteilen. Zum Fotografieren und Filmen. Um leckere Kuhmilch-Alternativen zum Degustieren anzubieten (Reismilch, Dinkel-Haselnuss-Milch, Vanille-Sojamilch...). Zuletzt hatten sich aber 51 (!) Leute angemeldet. Sie kamen von Zürich und Umgebung, reisten aus der Region Bern oder der Ostschweiz an. Wir, das 4köpfige Organisationsteam, freuten uns. Und waren aufgeregt!

Nach 6 Monaten Vorbereitungszeit, vielen Diskussionen, trotzdem recht zügigen Entscheiden sowie der aufwendigen Herstellung von Plakaten und Flyern war's dann endlich soweit: Der Flashmob stand. Fand statt. An einem Samstag in der Stadt Zürich, an dem wir die Menschen während dem Shoppen und Umtauschen der Weihnachtspäckchen mit ein paar unbequemen Infos störten. Nach dem ohrenbetäubenden Aufschrillen einer Trillerpfeife lösten wir uns aus der Passantenmenge, zogen die Plakate hervor und stellten uns auf. Rund um die Formation verteilten wir Flyer und boten Pflanzenmilch an. Nach fünf Minuten packten wir alles wieder zusammen und mischten uns wieder unter die bummelnden Leute. 10 x das ganze Spiel, quer durch die Stadt.



Die Plakate sprachen über 5 Themen: Umwelt, Hunger, Fleisch, Milch, Eier. 5 - soviele Buchstaben, wie das Wort vegan hat. Fällt mir jetzt gerade erst auf. Hübscher Zufall. Aber egal. Hinter jedem dieser 5 Themen stecken Fakten, die man wissen sollte. Auch wenn man eigentlich nicht will. Und diese Fakten haben verdammt wenig gemein mit Respekt und Würde im Umgang mit Menschen, mit Tieren und unserer Erde. Dabei wollen doch die meisten von uns durchaus respekt- und würdevoll handeln. Und behandelt werden. Jedenfalls glaube ich das. Nun eben die Fakten, zu finden auf unserer Homepage www.go-vegan.ch. Klein, aber fein. Knapp und übersichtlich. Stoff zum Nachdenken. Vielleicht zum Anregen lassen. Easy.

Für mich persönlich war's der erste Flashmob. Unter dem Strich eine gute Premiere. Ein paar Samen gesät. Ein paar Leute ins Grübeln gebracht. Einige zum Kopfschütteln. Ein paar böse Kommentare. Stört mich nicht, die hat's nämlich auch nicht kalt gelassen.

Rückblickend bin ich mit der Aktion (noch) nicht ganz happy. Nicht wegen Aufwand und Ertrag, obwohl diese Bilanz bestimmt auch erschütternd genug wäre, um nicht happy zu sein. Es war einfach alles etwas zu leise. So dezent. Die nächste Aktion - wir planen eine ganze Flashmob-Serie - muss aus meiner Sicht lauter werden. Musik. Lärm. Von mir aus Drama. Vielleicht auch Umbenennunng zu Smartmob (Form des Flashmobs mit einer "cleveren Botschaft"). Es gibt also zu tun im 2013. Darum starten wir am 1.1. gleich mit einer Flashmob-Sitzung ins Jahr. In neue Diskussionen. Das mit der Musik könnte nämlich noch schwierig werden...

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Veihnachten

Schön war's am Weihnachtsabend bei den Schwiegereltern. Zusammen mit deren Sohn durfte ich den Kochlöffel schwingen - in deren Küche, wohlgemerkt. Als Apéro-Snack tischten wir Crackers mit Tomaten-Soya-Aufstrich, dazu einen rezenten veganen Käse (auf Basis von Reismehl und Kartoffelstärke) und Aufschnitt auf. Hauptgang: Gyros und Tzatziki, Panna Coco zum Nachtisch. Komplett alles vegano natürlich. Das Gyros aus Sojaklössen fand man eher gewöhnungsbedürftig, Tzatziki, Apéro und Dessert vermochten zu begeistern. Es war ganz famos.

Rezept aus "Das Vegane Kochbuch", von Sandra Forster

Gute Gespräche den ganzen Abend lang. Offenheit, Interesse. Viele Fragen. Wo bekommt ihr Eiweiss her? Wieso macht ihr das überhaupt, was bringt das? Ist das nicht eher ein Wohlstandsproblem, sich über sowas Gedanken zu machen? Wo liegt denn das Problem beim Fisch? Und oh, Honig auch nicht? Aber ist das nicht natürlich, dass die Bienen Honig liefern? Gehört Bio und vegan zusammen?

Ich fühlte mich im Element und gab nach Herzenslust und bestem Wissen und Gewissen Antwort, unterstützt vom Liebsten. Viele der gestellten Fragen waren schon gute Bekannte, aber immer mit ernstgemeinten Überlegungen verknüpft, so dass eine tolle Diskussion in Gange kam. Da Fragen ohne Antworten manchmal doof sind, hier kurz ein Statement zu Eiweiss, da dies bei vielen Leuten oft die erste Frage ist. Fisch, Honig und Philosophisches ein ander Mal. Also:
  • Pflanzliches Eiweiss steckt in Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen. Und natürlich in Sojabohnen und daher auch in Produkten aus Soja: Sojamilch, Sojajoghurt, Sojageschnetzeltes, Tofu, Tempeh (fermentiertes Sojaprodukt).
  • Grundsätzlich steckt in allen Lebensmitteln mehr oder weniger Eiweiss drin, man muss sich also etwas anstrengen, um nicht oder in zu geringem Ausmass zu Eiweiss zu kommen
  • Ich lehne mich jetzt etwas übers Fenstersims, denn ich bin keine Ärztin. Es gibt Studien, die sagen, dass (zu viel) tierisches Eiweiss gar nicht so toll ist. Eine Vielzahl solcher Studien finden sich zusammengefasst in der "China Study", einem Buch des Ernährungswissenschaftlers T. Colin Campell. Untertitel: Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise

Der Schwiegervater und der Schwager steckten am späten Abend ihre Köpfe in die mitgebrachte Info-Broschüre "ProVegan". Darin finden sich kurz und knapp vor allem gesundheitliche Argumente für das vegane Leben. Die Frauen schauten eher in die Kochbücher, interessierten sich für Rezepte.

Meine Freude, wieder einen kleinen Sämen für die vegane Lebensweise gesät zu haben, war riesig, und ich werde den Abend in guter Erinnerung behalten. Ich hoffe, ich habe dabei nicht mit zuviel Eifer gequatscht und alle überfordert... :o)

Liebe Grüsse und bis zum nächsten Mal mit einem Bericht über einen Event auf den Strassen Zürichs!









Mittwoch, 26. Dezember 2012

Vegane Grossmütter

Es fuchst mich schon wegen dem Laden - siehe letzter Blogpost. Aber auch Balsam kommt auf mein etwas gekränktes Herz :o)

Vorgestern, pünktlich zum Heiligmorgen, erhielt ich ein Weihnachtsgeschenk. Per Mail. Eine Zeitschrift möchte einen Hintergrundbericht über veganen Lifestyle machen, und ich soll darin erwähnt werden! Wow. Echt cool! Noch ganz geheim natürlich. Mir kommt vor, als hätte ich zur genau richtigen Zeit diesen Blog gestartet.

Am selben Abend dann mit meinem Lieblingsmenschen, wir probierten uns zur Feier des Tages an einem veganen Fondue. Vondue? Hefeflocken, Mehl, Öl, Wein und Gewürze. Zusammen mit ordentlich Kirsch und gutem Brot eine ganz passable Alternative zu einem Käsefondue. Wenn man nicht zu fest an Käse denkt. Offen ist. Wir müssen noch etwas üben, bis wir Geschmack und Konsistenz ideal hinkriegen, aber das Potential ist da. Für uns ein kleiner Unterschied. Für die Tiere ein grosser. Für die Kühe, Mutter und Kälbchen.

Da gibt's nämlich einen echt üblen Kreislauf. Mit der Milch.

Grafik, erstellt von unserem kleinen Aktiven-Team, www.go-vegan.ch

Oh, nicht zu vergessen, die vegane Fondue-Grossmutter, über Nacht eingeweicht, stand ihrem Vorbild vom Käsefondue in nichts nach: Sie stank fürchterlich und war ekelhaft schleimig. Ich nehme an, ihr kennt den Ausdruck Grossmutter beim Fondue? Das am Pfannenboden Angebratene. Nur um klarzustellen, dass ich nichts gegen ältere Damen habe, schon gar nicht gegen vegane.

Die angehockte Oma

Am Weihnachtstag selbst ging's nicht zur veganen Grossmutter, sondern zur nicht veganen Schwiegermutter. Welche Offenheit bewies, man muss es sagen, wir durften nämlich das Küchenzepter übernehmen und ein veganes Weihnachtsgericht für alle zaubern! Wie es ankam berichte ich das nächste Mal.

Grüsse, Sandra

Montag, 24. Dezember 2012

Idées vertes - Teil 2 und eine Absage

Gewonnen hab ich den Ideen-Wettbewerb nicht. Immerhin schaffte ich es ins Finale. Die 6 Besten. Super Sache. Ich durfte mein Konzept einer Jury von 8 Leuten vorstellen, darunter wichtige Köpfe der Migros, vom WWF, vom Bundesamt für Umwelt. Die Jury war ziemlich angetan, machte dann aber doch ein anderes Projektteam um 30'000 Preisgeld glücklicher. Tja dann. Zumindest wieder einen Samen gesät. Und einige interessante Kontakte hatte ich aus der Idées vertes-Geschichte auf jeden Fall mitgenommen.

In meiner persönlichen Suchmaschine käme mit der Eingabe "Hübsches Café mit wunderschönen veganen Torten" sofort das Miyuko in Zürich raus. Im Herbst traf ich dort einige tolle Leute, die sich für mein Shop-Projekt interessierten. Für den Aufbau der Website. Für das Marketing. Für den Ladenverkauf. Für dies und das. Mehrere Kochprofis. Ich freute mich sehr und versprach ein baldiges Update zur weiteren Entwicklung. Und fast hätte ich jetzt eine gute Nachricht gehabt.

Café Miyuko, Zürich: www.miyuko.ch

Haarscharf. Es war so: Vor einem Monat lernte ich Mia kennen. Da war sie endlich, die potentielle Geschäftspartnerin. Frisch vegan. Mia arbeitete in einem hübschen Bio-Lädeli, welches zum Verkauf stand. Zusammen wollten wir das Lädeli kaufen und daraus einen veganen Shop machen. Mit viel Herzblut sprachen wir darüber, wie wir die bestehende Kundschaft für die vegane Ernährung begeistern würden. Beratung, Degustationen, Events, Kochkurse...

Drei erfolgreiche Sponsorengespräche. Ein edler Tierschützer sowie ein nicht unbekannter Veganer sagten uns Geld zu, ein veganer Arzt war ebenfalls interessiert. Es lief wie am Schnürchen, wir lernten interessante Leute kennen und waren schon voller Vorfreude.

Leider hat uns dann jemand den Laden weggeschnappt. Wegen mehr Erfahrung! Sagten die aktuellen Besitzer. Schöne Enttäuschung. Und besonders bitter: Auch die "Anderen" wollten aus dem Bio-Lädeli einen veganen Shop zu machen. Wir würden somit nicht mehr die Ersten sein.

Diesen Schock mussten wir erstmal verdauen. Weitergucken. Weihnachten feiern. Mia und ich hatten bereits zusammen einige ups und ein down erlebt. Doch der Mut war zum Glück geblieben. Und neue Ideen bereits zart am Brodeln...

Jetzt aber erstmal Prost! Frohe Festtage und auf ein erfolgreiches, veganes Businessjahr 2013!

Freitag, 21. Dezember 2012

Idées vertes - grüne Ideen! Teil 1

Kaum vegan, fiel mir auf, dass es keinen einzigen Laden in der Schweiz mit einem rein veganen Angebot gab. Ich erfuhr vom Ideenwettbewerb "Idées vertes", ausgeschrieben von Migros und WWF. Dort wurden nachhaltige Businessideen gesucht, und ich bewarb mich mit der Projektidee "Veganer Shop". Aus Jux und weil ich gerade Zeit hatte. Und etwas aus Provokation und ein bisschen ernst war's mir natürlich auch.

Nebst der weitgehenden Vermeidung von Tierleid hilft vegan zu sein auch ganz prima beim Einsparen von Unmengen Co2, Methangas und Wasser. Und verrückt, auch beim Welthunger lindern: Statt Getreide als Futtermittel für Tiere anzubauen, könnte auf der gleichen Fläche Getreide erzeugt werden, das direkt den Menschen als Nahrungsmittel dient. Durch den Umweg über das Tier, welches einen grossen Teil der zugeführten Energie für den eigenen Organismus benötigt, schrumpft die ursprüngliche Nahrungsmenge dramatisch zusammen. Aus viel Getreide wird wenig Fleisch. Was bleibt ist Hunger. Keine nachhaltige Sache also mit dem Fleisch. Auch nicht, wenn Bio drauf steht, auch nicht, wenn man den Bauern kennt. Die Grafik macht's nochmals deutlich:

Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus, vegetarismus.ch

Jedenfalls hab ich an diesem Wettbewerb mitgemacht. Greenhornmässig. Hab so viele Leute wie möglich dazugebracht, auf der Plattform von Idées vertes für mich abzustimmen. Zu meiner Verwunderung entstand eine enorme Dynamik - locker überstand ich die erste Abstimmungsrunde, dann die zweite, arbeitete dabei laufend und fleissig ein Konzept für einen veganen Shop aus. 

Ich tauchte in die vegane Szene ein, besuchte Stammtische und Sommer-Events wie "Grilling without killing", letzterer organisiert von der Veganen Gesellschaft Schweiz. In kurzer Zeit lernte ich sehr viele tolle, engagierte VeganerInnen kennen. Überall erzählte ich von meiner Idée verte, und war je länger, je begeisterter von dem Gedanken, tatsächlich einen veganen Shop zu eröffnen, unabhängig vom Ausgang des Wettbewerbs, bei dem man immerhin 30'000 Franken Fördergeld gewinnen konnte.

Lustigerweise war ich bald etwas bekannt in der veganen Szene - ah, du bist die mit dem veganen Shop - und ich freute mich unheimlich, auf etwas gestossen zu sein, das nicht nur für mich selber wertvoll war, sondern auch bei vielen Leuten auf Interesse stiess. Scheinbar wurde ein Laden, in dem man ohne intensives Etiketten-Studium wieder mal nach Herzenslust alles in sein Einkaufskörbli packen konnte, sehnsüchtig erwartet.

So begann die Story, die wohl beruflich wegweisend war... Schau wieder rein, und erfahre, wie es weiterging...

Viele Grüsse. Sandra

Mittwoch, 19. Dezember 2012

3 Jahre Schreibstau

Also eigentlich wars kein richtiger Schreibstau. Ich hatte einfach kein richtiges Thema. Eines, das so richtig brennt. Eines, worüber man ganz viel weiss.

Februar 2012. Sie stehen energetisch auf dem Abstellgleis! Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Energetisch auf dem Abstellgleis. Sagt mir eine Lebens- und Laufbahnberaterin. Unverschämte Person. Ich solle in mich gehen und herausfinden, was denn "von innen heraus" wirklich wichtig sei für mich. Dann würde sich ein Thema zum Schreiben wie von selbst finden.

In den folgenden Wochen ging ich also in mich. So richtig. Besuchte ein Seminar, bei dem ich meine inneren Dämonen nicht nur kennenlernen durfte, sondern sie auch noch nähren musste. War der Hammer. Ich reduzierte meine Stelle auf 60%, befristet auf ein halbes Jahr. Alle Sicherheit weg. Befreiend. Ich kam mir näher. Und auf einmal ging es ab.

Nach über 20 Jahren Fleischabstinenz wurde ich Mitglied der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarismus. Vegetarierin war ich gefühlt schon immer, wieso also nicht offiziell machen, was so selbstverständlich zu mir gehörte. Ich wollte jetzt ja mehr ICH sein. Im Vegi-Heft des Vereins las ich über die vegane Ernährung. Krass. Und faszinierend, irgendwie. Ich nahm mir vor, einen veganen Tag pro Woche einzulegen. So als Herausforderung beim Essen. Aber nur ums Essen gings im Heft und der Homepage der Vereinigung für Vegetarismus ja nicht...

Tiere mochte ich immer gerne. Mit Tierschutz, Tierhaltung, Tierrechten aber hatte ich mich nie ernsthaft befasst. Jetzt tat ich es. Ich war erschüttert. Böse Bilder auf der Netzhaut. Erkenntnis um Erkenntnis. Nachdenken. Tränen. Nicht wissen wollen. Zu spät. Auch als Vegetarierin war ich Mitschuld am Tod von Kälbchen. Helles Kalbfleisch. Und Rühreier. Geschredderte, vergaste Bibeli. Scheisse.

Etwas verdutzt wurde ich vegan. Verdutzt, weil es unheimlich schnell ging, gehen musste. Ich konnte nicht anders. Gleichzeitig eine Ruhe in mir, eine neue Leichtigkeit, ich wusste, dass dieses neue Bewusstsein ganz tief aus meinen Wurzeln kam, und darum für mich absolut das Richtige war. Aus einem AktivistInnen-Seminar ging ich (noch mehr) gestärkt heraus. Ich wollte das vegane Leben in die Welt heraustragen.

Das war vor einem guten halben Jahr. Seitdem ist Unglaubliches passiert. Enorm viel Schreibmaterial.

RIP Themen-Schreibstau. Vor 3 Jahren wollte ich etwas bloggen. Jetzt hab ich was zu bloggen.

Tschüss und bis bald. Sandra