Sonntag, 28. April 2013

Ein Vegarten im Quartier

„Es gibt doch nichts veganeres als einen Garten!“ Schön gesagt von einem lieben Omnivoren-Freund. Der zu meinem Erstaunen tatsächlich meinen Blog liest. Und manches, worüber ich so schriftlich parliere, durchaus zum Nachdenken findet. Das hat mich so unbändig gefreut, dass ich gleich wieder mal einen Blogbeitrag schreiben musste.

Und jetzt eben der Garten. In meinem Quartier wird es bald ein „Urban Gardening“-Projekt geben. Ist jetzt ja ziemlich en vogue. Wer als Stadtmensch etwas auf sich hält, gärtnert. Mir passt das optimal in den Kram, denn just anfangs dieses Jahres beschloss ich, endlich zu lernen, wie man Sämchen zu (essbaren) Pflanzen erweckt und mein Leben mit grüner Geselligkeit zu ergänzen. Meine bisherige Erfahrung mit Gewächsen rühmt sich nicht gerade als Erfolgsgeschichte – bisher schafften es nur Plastikblumen, über einen nennenswerten Zeitraum mit mir zusammen zu hausen. Meist äusserten sich die pflanzlichen Beziehungen im gegenseitigen Kopf hängen lassen. Konnte ich es einfach nicht? Schlechte Aura? Frust. Nun habe ich aber kürzlich gelesen, dass es den viel zitierten grünen Daumen gar nicht gibt! Wahnsinn. Dass würde ja bedeuten, dass alle das Gärtnern erlernen können. Auch ich. Also dann: Forza!

Drinnen Zucchetti und Kohlräbli, draussen Quitten und Äpfel

Erstmal auf dem Fenstersims üben. Kohlräbli, Zucchetti, Cherrytomaten, Rüebli. Und tatsächlich, es wächst und wuchert, dass es eine Freude ist. Wasser geben, fragen, wie's denn so geht, mehr mach ich momentan im Privatgärtchen nicht, es läuft ganz famos.

Wenn alles gut geht (Bewilligungen), geht's schon bald im grossen Stil im urbanen Garten los. Von SBB-Paletten über Reissäcke bis hin zu ausgedienten Badewannen - so bunt wie der erwartete Pflanzenmix sollen auch die Anbaugefässe sein. Und ich mittendrin. Als besondere Ehre darf ich das Projekt kommunikativ begleiten mit Facebook-Seite, Bildli und Co. Und weil es ja eben nichts Veganeres als einen Garten gibt, war ich bei der Auftaktssitzung des Pflanzenprojekts dabei und hab auch gleich den Gedanken der veganen, also pflanzlichen Ernährung reingebracht. Denn was könnte besser passen? Kräftig unterstützt wurden meine Argumente von selbstgebackenen, veganen Nuss-Muffins. Eine unschlagbare Kombi.

Zwischen Säen, Giessen und Jäten sollte man sich auch mal hinsetzen. Zurücklehnen. Die Augen im Grün entspannen. Plaudern mit der Beetnachbarin oder dem Reissack-Kumpan. Das urbane Gärtnern will schliesslich auch Austausch und Vernetzung im Quartier fördern. Als Pausenerfrischung bietet sich dabei ein grüner Smoothie aus Frischgeplücktem geradezu an. Gesund. Energiegeladen. Good vibes. 

Ebenso könnten die GärtnerInnen zu gemeinsamen Potluck-Events zusammenkommen. Nach diesem Prinzip bringen alle etwas mit und tragen so zu einem reichhaltigen Buffet bei. Jeder mit einem Pot und zum Luck von allen. Die kulinarischen Mitbringsel natürlich hergestellt mit den selbstgeernteten Wundern aus dem Garten: Freche Salate, knackige Früchtchen, Rüeblikuchen, Zucchini-Quiche, Erdbeertorte. Und die Kreationen von mir natürlich immer hübsch vegan und entsprechend in Szene gesetzt. Das gibt Gesprächsstoff und ist sympathisch. Denn wie beim Gärtnern gilt auch hier: Jeder gesäte Samen zählt. Ich freu mich auf den veganen Sommer im Vegarten und hoffe, dass ich viele Menschen inspirieren kann.

Meine persönliche Inspiration in Sachen Garten ist der Prinzessinnengarten in Berlin... Freu mich schon jetzt auf den Besuch im Sommer.

Bild aus der Galerie von Prinzessinnengarten.net

PS. In den vergangenen Monaten wurden einige vegane Businessideen ausgeheckt. Café, Lieferservice, Einkaufstempel, Restaurant. Aber irgendwie stimmte es einfach noch nicht. Und ich hatte ja beschlossen (siehe mein allererster Blogbeitrag), in meinem Leben möglichst nur noch das zu tun, was ich wirklich will. Jetzt hat sich aber eine erfreuliche Wendung ergeben: Tolle neue Stelle. Sehr businesslike. Trotzdem nett. Und 40%! Das heisst, es bleibt jede Menge Zeit für vegane Projekte und ein schönes, sinnvolles Leben. Eine Sojamilchtrinkerin hab ich am neuen Arbeitsort auch schon erspäht. Vielleicht ja eine Vega... Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Jedenfalls interessant. Vielleicht bringe ich bald mal eine vegane Leckerei für die neuen Gspänli, noch ist es aber zu früh fürs vegane „Coming out“. Der Weg dorthin wird sicher laufend ein Plätzchen in diesem Blog finden.

Montag, 1. April 2013

Veganlandia - let the Party begin...

Es träumte mir letzte Nacht. Von unserem Garten. Zu den herumtollenden Kindern ein paar kleine Kühe. Schweinchen. Hunde. Ein Sommergrillfest. Ganz selbstverständlich wird vegan gegrillt: Gemüseburger, Seitan-Steaks, Currywürste aus Tofu. Eine Wonne. Echter Frieden. Bier. Es wird gelacht. Es wird gegessen und getrunken. Philosophiert, gescheit dahergeredet. Soja-Dippsaucen. Kunterbunte vegane Leckereien in allen Farben, Formen und Finessen. Glück.

Ganz normale Sommersituation. Mit einem Unterschied: Die Tiere sind Teil der fröhlichen Gesellschaft. Sie leben. Sind nicht als totes, gewürztes Material dabei, sondern quicklebendig mittendrin. Veganlandia.

Bild: Animal Equality

Es wird von veganen Geschäftsideen gesprochen. Pläne geschmiedet, Abmachungen getroffen. Vegane Bäckereien, Cafés, Burger-Pommes-Läden, Pizzaservice. Veganes Essen in den Mensen, im Spital, im Zug, beim Geschäftsausflug. Überall. Vegane Imperien mit Lesungen, Vorträgen, Filmen...

Von der frohen Stimmung angezogen gesellen sich immer mehr Leute dazu, auch noch nicht vegan Lebende. Sie probieren die Köstlichkeiten. Merken, wie entspannend es ist, ohne den Zwang, die ewiggleichen, hohlen Sprüche bringen zu müssen, so à la "ich esse nur einmal pro Woche Fleisch", "nur Bio", "bewusst", "kenne den Bauern " usw. Kein Schönreden mehr dessen, was einfach nicht schön ist und es nie, niemals sein kann. Wenn man ehrlich ist. Dafür die ethischen Ansprüche in schwindelerregende Höhen schrauben und etwas Schlimmes nicht mehr kläglich verbessern wollen, sondern mit Haltung einfach WEGLASSEN. So einfach. Ganz unskandalös.

Bild: Tier im Fokus

Oh, jetzt geht die nächtlich angestachelte Fantasie im Licht des Tages noch weiter mit mir durch: Schon im Jahr 2015 ist das sinnlose Töten von Tieren von Gesetz her verboten. Zum Töten gehört natürlich auch die Jagd. Bereits im Jahr 2014 werden keine neuen "Nutztiere" mehr gezüchtet, es gibt jetzt nicht mehr so viele Kühe, Schweine, Hühnchen oder Schafe - dafür für alle bedeutend mehr Platz. Mastanlagen werden energetisch gereinigt und zu staatlich unterstützten Lebenshöfen umfunktioniert. Die Seelen der Schlächter können im liebevollen Umgang mit den sanften Tieren wieder gesunden.

Der Begriff "Nutztiere" darf nicht mehr verwendet werden, wer es doch tut, kommt in Konflikt mit dem Anti-Speziesismus-Gesetz. Nach diesem darf kein Tier aufgrund seiner Art im Wert seines Lebens höher oder tiefer eingestuft werden. Ein Hund ist also ein Schwein, ein Schwein ein Hase, ein Hase eine Katze, eine Katze eine Kuh. (Tipp: Rede von Philip Wollen, rechts unter "Worte"). Soweit das Gesetz. Und noch einen Schritt weiter: Tiere werden von den Menschen als Persönlichkeiten mit Gefühl, Herz und Verstand angeschaut und ihre Gesellschaft wertgeschätzt. Domestizierte Tiere erhalten Obdach, Nahrung, Pflege und Fürsorge. Wilde Tiere sind freie Tiere.

Wahrscheinlich werden diese Träume nicht so schnell wahr. Aber dran denken hilft. Und ein veganes Sommerfest im Garten (Nachahmung in sämtlichen Gärten empfohlen) ist ja schon bald machbar. Ob dann wirklich Kuhkinder und Schweinchen dabei sind, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht ein Hund? Vielleicht sogar ein eigener? :o)) Was zählt: für diese Sause muss niemand erst sein Leben als Eintrittsticket fürs Dabeisein geben - es ist ein Fest für alle, ein Fest des Lebens.

Jetzt träume ich weiter. Von der Sommerparty und allem anderen. Von Veganlandia.

Grüsse von Vlowers