Gestern auf dem Crosstrainer.
Bisschen vegane Muffins abtrainieren und so. Als Mittel der Zeitvertreibung war
am ulkigen Fitnessgerät, auf dem man optisch irgendwie durch die Luft joggt,
der Minifernseher gleich dabei.
Jedenfalls kam gerade das
Guetnacht-Gschichtli im Schweizer Fernsehen. Schweinchen Olivia. Eine
Schweine-Familie, die quasi ein Menschenleben führt. Mit Haus, Hauskatze,
Restaurantbesuch und Schule. Dort lernt Töchterchen Olivia gerade, wie man für
Mutter Erde Energie spart, Abfall trennt und Bäume pflanzt. Sehr süss alles.
Positiv: Schweine werden ganz selbstverständlich als fühlende, denkende Wesen
dargestellt, die in einer sozialen Struktur leben. Schöne und wichtige Message,
speziell für Kinder. Nur wird das Geschichtchen nicht fertig erzählt.
Ein beliebtes Menu der Kleinen
ist ja Schnipo. Schnitzel Pommes Frites. Nicht, dass man ihnen einen feinen
Plausch nicht gönnen mag, aber unschönerweise ist das saftige Schnitzel halt
aus einer zerschnittenen Olivia oder einem ihrer liebenswerten Geschwister entstanden.
Müsste man hier nicht ehrlich sein mit den Kindern? Ihnen sagen, wie die Dinge
wirklich sind? Damit meine ich nicht, dass man Kindern brutale
Schlachthof-Szenen zeigen soll. Obwohl: Abschrecken würde es sicher. Aber die
Tatsache, dass gerade eine solche „Massnahme“ intuitiv wohl von vielen als zu
krass empfunden würde, heisst ja umgegekehrt: Was vielen Kindern als
Lieblingsmenu anerzogen wird, hat einen derart schrecklichen Weg zum Teller
hinter sich, dass die meisten Menschen weder sich selbst geschweige denn ihre
Kindern dieser visuellen Belastung aussetzen möchten. Das geht doch nicht auf!
VeganerInnen zwingen ihren Kinder
ihre Ernährungs- und Lebensweise auf. Höre ich dann und wann. Stimmt. Und zwar
genau so weit, als dass es absolut normal ist, dass Eltern ihre Kinder so
ernähren, wie sie es für gesund und sinnvoll halten. Genauso, wie sie in
Erziehungsfragen nach ihren eigenen moralischen Massstäben handeln. Oder wie
sie die Frage nach Familien- oder externer Betreuung für sich beantworten. Wie
sie die gemeinsame Freizeit mit den Kindern gestalten. So, wie sie eben leben.
Eltern drängen ihren Kindern natürlicherweise - wenn auch in unterschiedlichem
Ausmass - immer ihre jeweilige Lebensform auf.
Mir graut es immer, wenn ich
höre, dass kleine Kinder Fleisch und Co. "brauchen". Das sei
notwendig und wichtig für ihre Gesundheit. Dabei sind ja in pflanzlichen
Nahrungsmitteln sämtliche Nährstoffe enthalten. Hochwertiges Eiweiss in
Hülsenfrüchten, kraftvolle Kohlenhydrate in Vollkorngetreide, Kalzium,
Ballaststoffe, Vitamine und Enzyme in Gemüsen und Früchten, wichtige Fette in
Nüssen und wertvollen Ölen. Einzig beim Vitamin B12 braucht's Nachhilfe, da der
menschliche Körper dieses nicht ausreichend herstellen kann. Aber auch wer
Fleisch- und Milchprodukte isst, kann oft an einem B12-Mangel leiden.
Ausführliche Infos zum Thema gibt's hier. Persönlich: Nach einem Jahr vegan war
mein B12-Wert immer noch im Normbereich, komplett ohne
Nahrungsergänzungsmittel. Damit das auch so bleibt, gibt’s jetzt aber eine
tägliche B12-Kautablette.
Und nochmals zu den Kindern:
Würde ich ein solch zartes Wesen mein eigen nennen, ich würde mich hüten, es
mit der Energie von Tod, Angst, Schmerz und Demütigung zu sättigen. Denn jedes
Tier, und sei es noch so bio, gibt sein Leben, seine Milch oder Eier nur durch
eine ihm auferzwungene Situation, also einem Akt der Gewalt. Das kann aus
meiner Sicht nicht gut sein für ein Kind. Auch nicht für Erwachsene.
Eine hochphilosophische Frage zum
Schluss: Wie (oder: aus wem) ernährt wohl Schweinchen Olivias Familie ihre
Katze?